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Wellenreiter-Kolumne vom 6. August 2011
US-Rendite im Fokus

Der japanische Staat notiert - nach den USA - als zweigrößter Schuldner der Welt. Vor zehn Jahren - im Februar 2001 – stufte Standard & Poor’s die Bonität Japans von AAA auf AA+ herab. (roter Pfeil folgender Chart). Das war der gleiche Schritt wie die Herabstufung der USA am Freitag.

Schon seit dem Herbst 2000 befand sich die Rendite auf dem Weg nach unten. Nach der Herabstufung wäre die normale und logische Reaktion ein sofortiger Renditeanstieg gewesen. Doch die Trendumkehr blieb aus. Stattdessen fielen die Zinsen einen weiteren Monat lang, nur um anschließend in eine Seitwärtsphase überzugehen, der eine weitere Abwärtsphase folgte.

Lässt sich daraus folgern, dass die US-Renditen ebenfalls vollkommen unberührt von der Herabstufung bleiben werden? Bleibt der „logische“ Anstieg aus? Wenn ja, würde man für die USA das „Japan-Szenario“ vermuten können (nächster Chart).

US-Niedrig-Zinsen „open end“ wären die Folge. Die rote Linie auf dem obigen Chart deutet es an.

Der Unterschied zwischen Japan und den USA liegt in der Gläubigerstruktur. Japanische Banken und andere japanische Gläubiger halten mehr als 90 Prozent der japanischen Staatsanleihen. Ein Blick auf die US-Gläubigerstruktur: Die Verschuldung der USA beträgt 14,3 Billionen US-Dollar. Ausländische Gläubiger halten 3,2 Billionen. Die Liste der vom US-Finanzministerium veröffentlichten Gläubiger-Staaten führen China mit 1,3 Billionen und Japan mit 912 Mrd. US-Dollar an. China hatte am Wochenende in scharfer Form verbal auf die Abstufung reagiert. Die Angst vor einem Verlust der Reserven scheint zu wachsen. Sollten China, Japan und andere ausländische Gläubiger ihr Geld abzuziehen beginnen, würde den USA der „PIIGS-Spike“ in Richtung Staatsbankrott (nächster Chart) drohen.

Die Alternativen sind genannt: Das Japan-Szenario mit längerfristig niedrigen US-Renditen oder das PIIGS-Muster mit deutlich steigenden Renditen. In welche Richtung dürfte es gehen?

Häufig hilft in einer solchen Situation der Blick auf Langfristcharts. Die Rendite der US-Anleihen befindet sich in einem zyklisch interessanten Muster. Seit etwa dem Jahr 1800 fallen die US-Renditen für 30 Jahre, dann steigen sie 30 Jahre lang. Dieser „Generationenzyklus“ ist einer der beständigsten Zyklen des Finanzsystems. Nachfolgend zeigen wir die Entwicklung der vergangenen 100 Jahre.

Charttechnisch betrachtet ist die Rendite 30jähriger US-Staatsanleihen im Begriff, ein drittes höheres Tief (erstes Tief im Herbst 2008, höheres Tief im August 2010) auszubilden. Gemäß dem Muster rechnen wir auf längere Sicht mit steigenden Renditen.

Wir vermuten, dass die Renditen zunächst in ihrem Dreiecksmuster verharren werden (nächster Chart), um letztendlich das Dreieck mittelfristig nach oben zu verlassen.

Sollten allerdings die Renditen aus dem Dreiecksmuster nach unten ausbrechen und sollte dabei das Tief des Jahres 2010 unterschritten werden, so müsste man von einer sich weiter hinziehenden Phase der Bodenbildung ausgehen.

Fazit: Die US-Renditen befinden sich seit einiger Zeit in einer Phase der Bodenbildung. Wir nehmen an, dass diese Phase bald abgeschlossen sein wird. Wir favorisieren nach wie vor den 30jährigen Generationenzyklus – eine Trendumkehr hin zu steigenden Zinsen – über das Japan-Szenario. Eine solche Entwicklung muss nicht abrupt vonstatten gehen. Vielmehr dürfte die US-Rendite zunächst weiterhin in dem sich verengenden Dreiecksmuster verharren. Auf längere Sicht sollte das Muster nach oben verlassen werden. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

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