Wellenreiter-Kolumne vom 3. Dezember 2011
Dow 17.700 als Normalzustand
In den 1990er Jahren
vervierfachte sich der Dow Jones Index. Es war die beste Dekade, die
jemals aufgezeichnet wurde (seit 1790). Die 2000er Dekade startete
daraufhin mit großen Hoffnungen. Eine Wiederholung des prozentualen
Anstiegs der 1990er Jahre hätte die 2000er Dekade mit 48.000 Punkten im
Dow Jones Index enden lassen.
Doch so kam es nicht, die
Hoffnungen zerstoben im Rahmen von zwei größeren Einbrüchen in den Jahren
2002/03 und 2008/09. Am Ende der Dekade wurde ein Indexstand von 10.428
Punkten notiert. Dies entspricht einem Minus von etwa 10 Prozent. Der
Verlauf der vergangenen Dekade ist auf dem folgenden Chart dargestellt.
Auch wenn es auf dem ersten
Blick seltsam erscheint: Aktienmärkte schreiben eigene Spielregeln für
Dekadenverläufe. So beginnt ein neues Jahrzehnt meist schleppend.
Überwiegend fallen die Kurse bis in das 2er-Jahr. Anschließend beginnt ein
Anstieg, der sich in der zweiten Dekadenhälfte beschleunigt.
Durchschnittlich legt der Dow Jones Index in einer Dekade um etwa 70
Prozent zu. Nimmt man den Ausgangswert der laufenden Dekade (10.428
Punkte) und rechnet 70 Prozent drauf, so würde der Dow Jones Index Ende
2019 bei 17.700 Punkten landen. Das ist natürlich ein Spiel mit der heißen
Herdplatte und den kalten Füßen, denn in der Realität erstrecken sich die
Dekadenergebnisse von -40 Prozent bis hin zu +400 Prozent. Dennoch lässt
sich mit solchen Mustern etwas anfangen. Nachfolgend ist der
Durchschnittsverlauf eingezeichnet.
In der laufenden Dekade konnte
der Dow Jones Index um bisher 16 Prozent zulegen (rote Linie).
Dies ist ein
überdurchschnittlicher Wert. Man denke nur an das vergangene Jahrzehnt (an
das Jahr 2001; World Trade Center; Rezession), an den Beginn der 1990er
Jahre (Rezession 1990) oder an den Anfang der 1980er Jahre (Double-Dip-Rezession).
Starke und schwache Dekaden
wechseln sich in einem eigentümlichen Rhythmus ab. In den 1980er und
1990er Jahren konnte sich der Dow Jones Index verdrei- bzw. vervierfachen.
Die 1960er und 1970er Jahre brachten hingegen kaum Gewinne. Nach der
schwachen 2000er-Dekade müsste - nach dem Gesetz der Serie - eine weitere
schwache Dekade folgen. Das Problem an dieser Serie ist, dass sie in den
Dekaden vor 1950 nicht auftrat.
Von den 23 Dekaden seit 1790
endeten 4 Dekaden im Minus: Die Dekaden der 1830er und 1850er Jahre sowie
die Dekade der 1930er Jahre. Hinzu kommt die vergangene Dekade. Vielleicht
kann man es so formulieren: Minus-Dekaden sind ein seltene Angelegenheit.
Und eine Minus-Dekade, die auf eine andere Minus-Dekade folgt, ist selbst
in den schlimmsten Depressionszeiten der vergangenen 220 Jahre nicht
vorgekommen. So lässt sich die Wahrscheinlichkeit, dass der negativen
2000er Dekade eine negative 2010er Dekade folgt, als gering ansetzen (auch
wenn man sie nicht ausschließen kann).
Versuchen wir einen weiteren
Ansatz: Existieren Dekadenverläufe, die man als Vorbild für die laufende
Dekade heranziehen kann?
Die gibt es. Man könnte auf
die 1900er oder die 1970er Dekade zurückgreifen (folgender Chart).
Die 1900er Dekade endete nach
volatilen Jahren mit einem Plus von knapp 50 Prozent, die 1970er Dekade
endete unwesentlich im Plus.
Ein weiteres Indiz in der
Beschreibung dieser Dekade lässt sich aus der Dauer von Bärenmärkten
ableiten. Der aktuelle übergeordnete Bärenmarkt begann im Jahr 2000.
Langanhaltende Bärenmärkte maßen in der Vergangenheit etwa 15 bis 16
Jahre. So kommen wir nicht umhin, spätestens ab den Jahren 2015/16 den
Beginn einer größeren Aufwärtsbewegung für wahrscheinlich zu halten. Ein
solches Verhalten sieht auch unser Blasenverlaufsmuster vor (folgender
Chart).
Fazit: Wir rechnen nicht mit
einer verlorenen Dekade für die Aktienmärkte. Der Dow Jones Index bot in
den ersten beiden Jahren dieser Dekade eine überdurchschnittliche
Performance. Parallelen zur 1900er Dekade, aber auch zur 1970er Dekade
sind erkennbar. Wir gehen von einer weiterhin volatilen Marktphase aus, in
deren Verlauf der Tiefpunkt von 2010 im Dow Jones Index getestet werden
sollte. Einen Fall bis auf das März-2009-Tief sehen wir für den Dow Jones
Index eher nicht. In der zweiten Hälfte der Dekade sollte sich ein
Aufwärtsbias einstellen. Erfahren Sie mehr über unsere zyklische Arbeit in
unserem Abonnement oder auch in unserem Jahresausblick für 2012.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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