Wellenreiter-Kolumne vom 26. März 2012
Die Signale für das zweite Quartal
Im ersten Quartal verzeichnete eine geografisch verzweigte Gruppe
(Brasilien, Dubai, Deutschland, Russland, die Türkei und Japan)
Leitindex-Anstiege um oder oberhalb von 20 Prozent. Der amerikanische S&P
500 stieg um 12 Prozent. Von den relevanten Weltmarktindizes gelang nur
dem spanischen IBEX das Kunststück, das erste Quartal mit einem
Minuszeichen zu beenden (jeweils per Stichtag 26.03.2012).
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Ein Blick auf die
Durchschnittsperformance des Dow Jones Index seit 1930 zeigt, dass der
Monat April zu den stärksten Monaten eines Jahres zählt (siehe Pfeil
folgender Chart).
Im Mai zeigen die
Aktienindizes üblicherweise Schwäche. Der Juni ist ein wenig auffälliger
Monat. Es bleibt anzumerken, dass der Dow Jones Index im April in den
vergangenen sechs Jahren durchgängig positiv endete. Wir wissen nicht,
wann diese Serie reißt. Aber aus statistischer Sicht besteht in
US-Wahljahren eine geringere Wahrscheinlichlicht für ein positives
Ergebnis als in anderen Jahren.
Auch ist auffällig, dass der
Dow Jones Index seit Oktober 2011 sechs Monate hintereinander gestiegen
ist. Um eine ähnliche, ebenfalls in einem Oktober beginnende Serie zu
finden, muss man bis 1985/86 zurückschauen. Damals hielt die Serie von
Oktober 1985 bis März 1986 (also sechs Monate). Im April 1986 fiel der Dow
um knapp zwei Prozent.
Zuvor findet sich im Oktober
1982 eine Serie, die bis einschließlich April (also sieben Monate lang)
steigende Kurse brachte. Beide Vorkommisse fanden außerhalb von Wahljahren
statt.
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In US-Wahljahren folgt nach
einem passablen ersten Quartal üblicherweise ein schwächeres zweites
Quartal (siehe Kennzeichnung folgender Chart).
Die Sitzungen der
amerikanischen Fed dürften auch im zweiten Quartal Erwartungen
produzieren, die nicht notwendigerweise gerechtfertigt sind. Wie
Pimco-Boss Bill Gross darauf kommt, dass die Fed während ihrer Sitzung am
25. April eine weitere Lockerung in Form von QE 3 verkünden wird, bleibt
sein Geheimnis. Solange die Aktienmärkte ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen
oder lediglich konsolidieren, dürfte QE 3 kein Thema sein. Ein Rückgang
der Aktienmärkte von 10 Prozent dürfte die Fed nervös machen, ein Fall um
20 Prozent oder mehr dürfte die Fed zum Handeln zwingen. Eine weitere
Fed-Sitzung findet am 20. Juni statt. An diesem Termin könnte sich
Handlungsbedarf für die Fed ergeben. Der Juni hat - bei Betrachtung des
Wahljahreszyklus - das Zeug zu einem unteren Umkehrmonat.
Niemand weiß, ob es
US-Präsident Obama gelingt, die israelische Führung von einem Angriff auf
den Iran abzuhalten. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu dürfte
sich im Klaren darüber sein, dass ein Angriff im zweiten Halbjahr wegen
der US-Wahl nicht in Frage kommt. Entweder wartet er bis 2013 (die USA
präferieren diese Option), oder er startet den Angriff noch im Frühjahr in
der Hoffnung, dass sich ein Flächenbrand vermeiden lässt. Die israelischen
Bürger befürworten inzwischen mehrheitlich einen Angriff. Würde ein
Angriff in Q2 erfolgen, dann müsste man von einem steigenden Ölpreis und
negativen Aktienmärkten ausgehen.
Es ist schwierig, hier
Wahrscheinlichkeiten zuzumessen. Die Vernunft und die Rücksicht auf die
Schutzmacht USA lassen einen Angriff im zweiten Quartal unwahrscheinlich
erscheinen. Doch wenn in Israel die Existenzängste stetig größer werden,
dann entlädt sich die Spannung an einem Punkt X, dann läuft das Fass
einfach über. In einem solchen Fall wird das Taktieren über den Haufen
geworfen. Es geht dann einfach los. Man überlege nur, mit welch
erschreckender Zwangläufigkeit die beiden Weltkriege des vergangenen
Jahrhunderts begannen. Mit anderen Worten: Niemand weiß, was Netanjahu
denkt. Nur wenige wissen, was er derzeit mit seinen Generälen bespricht.
Lässt er den Angriff bereits mit „Trockenübungen“ fliegen? Sind die Ziele
ausgesucht? Ist die Zahl der beim Angriff zum Einsatz kommenden Flugzeuge
festgelegt? Sind die Tankfüllungen berechnet? Diese Fragen dürften zu
bejahen sein. Die einzig offene Frage dürfte die nach dem Zeitpunkt sein.
Drücken wir unsere
Einschätzung so aus: Wir halten einen Angriff auf iranische Atomanlagen
durch Israel in 2013 für wahrscheinlicher als eine Attacke im zweiten
Quartal. Auszuschließen ist ein Angriff in Q2 aber nicht.
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Was sagt uns der
Anleihenmarkt?
EZB-Chef Draghi („Das Schlimmste in der Euro-Krise ist vorüber“) und die
US-Notenbanker (Plosser, Lacker, Dudley, Kocherlakota, Stein und Powell
als Aspiranten sowie Bernanke) signalisieren unisono keine weitere
monetäre Unterstützung. Eine Bremspolitik („Exit“) weisen sie aber weit
von sich. Da jedoch mit dem Auslaufen der „Operation Twist“ Ende Juni 2012
ein Exitdatum existiert und die Investoren anhand von „QE 1 und „QE 2“
wissen, dass das Ende einer Unterstützung bedeutet, dass die Aktienkurse
fallen und die Anleihenkurse steigen, sind Vorzieheffekte zu erwarten. Bei
„QE 2“ toppte der Aktienmarkt zwar final im Juli nach dem Auslaufen des
Programmes, das Jahreshoch bildete sich jedoch bereits zwei Monate vorher
Anfang Mai. Ähnliches – und diesmal möglicherweise noch etwas früher, da
in den beiden letzten Jahren jeweils „Sell in May and go away“ die
richtige Strategie war, sollte in diesem Jahr zu erwarten sein. Dies
bedeutet für die Anleihenmärkte eine Unterstützung und einen zu
erwartenden Rückgang des Renditeniveaus in Richtung 2 Prozent. Wir nehmen
an, dass die Ängste vor einem Bondscrash (vorläufig) übertrieben sind, die
Renditen dürften wieder zurückgehen.
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Die aktuelle Rally an den
Aktienmärkten läuft mit sehr geringem Volumen. Wie stark sich das
Handelsvolumen an der NYSE seit dem Jahr 2007 abgekühlt hat, zeigt dieser
Chart.
An der Nasdaq ergibt sich ein
Abwärtstrend im Handelsvolumen erst seit dem Jahr 2008. Dieser fällt
deutlich moderater aus (folgender Chart).
Weiterhin auffällig: Mitte
Februar erreichte das Handelsvolumen an der Nasdaq seinen bisherigen
Höchstwert. Seither fällt das Volumen recht deutlich ab (von 1,9 Mrd. auf
jetzt 1,6 Mrd.).
Dies ist der Grund, warum sich
die Ratio des Nasdaq- zum NYSE-Volumen seit Mitte Februar negativ
entwickelt (siehe Pfeil folgender Chart).
Sogenannte „Dark Pools“ nehmen
zwar Jahr für Jahr einen steigenden Volumen-Anteil in Anspruch. Doch der
Zuwachs gegenüber dem Vorjahr war gering, sodass man den Dark Pools nicht
als Erklärung für den starken Abfall des Handelsvolumens heranziehen kann.
Das schwache Handelsvolumen ist ein Negativ-Faktor für die Aktienmärkte.
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Genauso, wie man mit
Fibonacci-Relationen auf Preisziele hinweisen kann, lässt sich diese
Technik auf Zeitziele anwenden. Der 7. April stellt einen solchen Tag dar.
Da der 7. April ein Samstag ist, sollte man um dieses Datum herum im Bezug
auf eine Top-Bildung aufmerksam sein. Auch der 26. April erscheint
interessant.
weinrot = normale Zeitprojektion; orange = Donnerstag vor der
Verfallswoche; rot = Verfallstag; dunkelgrau = Neumond; gelb = Vollmond
Vor 10 Jahren
entwickelten wir diesen Ansatz. Wir verstehen darunter die Bildung von
Fibonacci-Relationen von wichtigen Börsenwendepunkten gegenüber anderen wichtigen
Börsenwendepunkten. Diese Relationen werden im Hintergrund per Excel-Chart
berechnet und grafisch übersichtlich ausgegeben. Ein Balken stellt einen
Tag dar. Der Balken ist umso höher, je mehr Fibonacci-Relationen diesen
Tag zum Ziel haben.
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Fazit: Nachdem das erste
Quartal positiv überraschen konnte, erwarten wir für das zweite Quartal
eine Korrektur an den Aktienmärkten.
Der
Umstand, dass die Zentralbanken in Q2 die Hände zunächst stillhalten
dürften, unterlegt unsere Ansicht. Das Handelsvolumen bleibt
bisher schwach. Zudem neigen die Aktienmärkte im zweiten Quartal in
US-Wahljahren zur Schwäche. Das zweite Halbjahr sollte verhältnismäßig
freundlich verlaufen.
Es ist jedoch selbstredend,
dass sich die Abwärtsrisiken im Falle eines Angriffs Israels auf iranische
Atomanlagen verstärken würden. Ölpreis- und Inflationsrisiken würden
steigen, genauso wie die Gefahr einer Rezession. Verfolgen Sie die
Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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