Wellenreiter-Kolumne vom 25. Juli 2012
Zwei Hindenburg-Omen als Warnsignal
Das Wort Omen lässt sich mit
"Vorzeichen" übersetzen. Schon im alten Rom zog es eine negative Bedeutung
auf sich. Diese trägt das Wort auch heute noch (siehe auch den deutschen
Begriff "ominös"). Wenn gar das Konstrukt "Hindenburg-Omen" gewählt wird,
so verstärkt sich die negative Assoziation des damit beschriebenen
Ereignisses.
Die Handeltage vom Montag und vom Dienstag brachten jeweils ein
Hindenburg-Omen.
Der Crash von 1987 begründete die Berühmtheit des Hindenburg-Omens. Die
Pfeile bezeichnen die beiden Hindenburg-Omen vom 23. und 24. September
sowie dasjenige vom 6. Oktober.
Nicht immer ist die Warnung vor einer scharfen Abwärtsbewegung berechtigt.
Aber: Das Hindenburg-Omen kommt selten genug vor. Wenn es auftritt, sollte
man eine solche Warnung durchaus erst nehmen, selbst wenn sie sich später
als unberechtigt herausstellen sollte. Hier das Auftreten des
Hindenburg-Omens von 1985 bis 1990.
Damals wurde ein Hoch ausgebildet, ohne dass ein Hindenburg-Omen auftrat.
Erst bei der Ausbildung des sekundären Hochs - siehe Chart weiter oben -
kam es zur Ausbildung von Hindenburg-Omen.
Ähnliches ist für das laufende Jahr zu beobachten. Die Ausbildung des
bisherigen Jahreshochs (März bis Mai) erfolgte ohne Hindenburg-Omen.
Sollte sich die aktuelle Bewegung als Ausbildung eines sekundären Hochs
herausstellen, so wäre dieses Hoch bereits mit zwei Hindenburg-Omen
belastet.
Fazit: Die beiden Omen könnten
einen starken Rückgang der Aktienmärkte signalisieren. Wir nehmen diese
Omen zunächst als Warnsignal. Wir wissen, dass diese Signale Fehlsignale
liefern können.
Im
Dezember 2010 lagen ebenfalls zwei Omen hintereinander vor (14. und
15.12). Eine Abwärtsbewegung stellte sich damals nicht ein. Richtig ist
allerdings auch: Je mehr solcher Omen generiert werden, desto größer wird
die Wahrscheinlichkeit einer stärkeren Abwärtsbewegung.
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Die traditionelle Definition eines Hindenburg Omens umfasst vier
Kritierien:
1. Die tägliche Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs und der neuen
52-Wochen-Tiefs an der NYSE müssen sich beide oberhalb von 2,2% der an dem
Tag an der NYSE gehandelten Werte befinden.
2. Der NYSE 10-Wochen-GD (50-Tage-GD) steigt.
3. Der McClellan Oszillator ist an diesem Tag negativ.
4. Die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs darf nicht mehr als zweimal so groß
sein wie die Zahl der neuen 52-Wochen-Tiefs. Umgekehrt ist es in Ordnung.
Warum
wird eine auf dem ersten Blick verquere und unverständliche Kombination
von Faktoren gewählt, um Signale für ein Markthoch herauszufiltern? Auf
dem zweiten Blick wird klar, dass diese Kombination Veränderungen in der
Marktbreite seismografisch wahrnimmt. Wenn die Zahl der neuen Hochs und
die Zahl der neuen Tiefs sich gleichzeitig auf einem recht hohen
Niveau befindet, bedeutet dies Distribution. Viele Aktien steigen noch,
während andere Werte bereits im Niedergang begriffen sind. Distribution
kann sich an Hochs oder an Tiefs ergeben. Die zweite Bedingung („NYSE
10-Wochen-GD steigt“) soll sicherstellen, dass nur Distributionen nach
einer vorhergehenden Aufwärtsphase erfasst werden. Die dritte Bedingung
(„McClellan-Oszillator negativ“) ist ebenfalls ein Distributionsmerkmal.
Wenn der Oszillator negativ ist, bedeutet dies, dass die Marktbreite
nachlässt und die Zahl der fallenden Aktien an jenem Tag die Oberhand über
die Zahl der steigenden Aktien gewonnen hat. Die vierte Bedingung stellt
schließlich sicher, dass das Omen nur dann auftritt, wenn die Distribution
gleichmäßig geschieht.
Verfolgen Sie die Entwicklung
der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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