Wellenreiter-Kolumne vom 14. August 2012
Ausgehebelt
„Gib mir einen Punkt, auf
dem ich stehen kann, und ich werde dir die Welt aus den Angeln heben“ (Archimedes)
Archimedes hat offenbar den
Hebel am Getriebe der Finanzmärkte angesetzt. Denn die Aktienmärkte
scheinen derzeit nur noch Luft zu treten. Das Handelsvolumen an der New
York Stock Exchange hat den niedrigsten Stand des Jahres erreicht.
Die gesamte Haussephase seit
dem März 2009 wurde von tendenziell fallendem Volumen begleitet.
Die Annahme, dass so genannte
Dark Pools (nicht-öffentliche Börsen wie Goldman Sachs Sigma X oder Credit
Suisse Crossfinder) das Volumen aufgefangen hätten, erweist sich als
falsch. Dark Pools erlebten ihre Blütezeit im Jahr 2010. Seitdem fällt
auch dort das Volumen (siehe Darstellung der Volumenverläufe diverser Dark
Pools folgender Chart).
Quelle: Tabb Group
Die Volumenschwäche ist so
nicht zu erklären. Vielmehr dürfte ein Desinteresse an der Börse nach zwei
scharfen Bärenmärkten im vergangenen Jahrzehnt sowie die nicht enden
wollende Flut negativer Nachrichten dafür verantwortlich sein.
In Deutschland soll die Zahl
der Aktionäre laut Deutschem Aktieninstitut im ersten Halbjahr 2012 um
17,1% gestiegen sein. Dies mag dem deutlichen Anstieg des DAX in den
ersten drei Monaten des Jahres zu verdanken sein. Hört man sich allerdings
im Bekanntenkreis um, so erscheinen diese Zahlen kaum glaubhaft.
Der Blick in die USA zeigt
eine gegenteilige Entwicklung auf. Nur im Februar kam es zu leichten
Zuflüssen in Aktienfonds (siehe Pfeil folgender Chart).
Kumuliert sieht das Bild wie
folgt aus.
Die Aufwärtsbewegung seit dem
Herbst 2011 verleitete die Marktteilnehmer bisher nicht dazu, in
Aktienfonds zu investieren. Wenn man die ETFs hinzurechnen würde, wäre der
Abfluss zwar ein wenig geringer, aber immer noch deutlich (die Exchange
Traded Funds konnten in den vergangenen Jahren Marktanteile
hinzugewinnen).
Zur Abrundung zeigen wir das
NYSE-Handelsvolumen der vergangenen 20 Jahre.
Es ist zu erkennen, dass sich
das Handelsvolumen auf dem Stand des Jahres 1998 befindet. Wer glaubt, die
Nasdaq habe der NYSE den Kuchen weggeschnappt, der kann auf dem folgenden
Chart erkennen, dass dem nicht so ist.
Das Nasdaq-Volumen nähert sich
der Unterseite einer langjährigen Handelsspanne.
Fazit: An den US-Börsen
herrscht Flaute. Dies ist nicht nur eine Erscheinung dieses Sommers,
sondern Teil einer seit Jahren andauernden Entwicklung. Auch im Bärenmarkt
der 1970er Jahre schwächelte das Handelsvolumen. Erst als der Markt im
August 1982 (exakt vor 30 Jahren) quasi nach oben explodierte - und das
Handelsvolumen gleich mit - konnte die Hausse beginnen (siehe Pfeil
folgender Chart).
Der Markt kann - gerade im Sommer - mit wenig Volumen nach oben driften.
Nicht umsonst gilt der Spruch "Never short a dull market". Die
Begeisterung für den Markt fehlt jedoch an allen Ecken und Enden.
In den Jahren 1981 und 1982 (bis August) fiel der S&P 500 noch einmal.
Dabei wurden bereits höhere Volumina generiert. Sollte in Kürze eine
ähnliche Phase auftreten (z.B. eine von höherem Volumen begleitete
Abwärtsphase in 2013), so könnte der Endpunkt des Bärenmarktes gesetzt
werden. Dies geschähe dann, wenn die Märkte anschließend mit hohem Volumen
steigen würden.
Antizipieren Sie die Entwicklung der Finanzmärkte mit Hilfe unserer
handelstäglichen Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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