Wellenreiter-Kolumne vom 20. Februar 2013
Arbeitsplatz-Malaise USA
Es ist nicht zu leugnen, dass
das Arbeitsplatzangebot in den USA seit 13 Jahren stagniert. Unbeeindruckt
davon wächst die Bevölkerung Jahr für Jahr um 3 Millionen.
Es drängt sich der Eindruck
auf, dass mit dem Übergang in das neue Jahrhundert eine strukturelle
Schwäche in die US-Arbeitswelt eingezogen ist, die nicht mehr ohne
weiteres behoben werden kann. Man braucht sich nur die Zahl der
US-Amerikaner vor Augen zu halten, die mit Lebensmittelmarken versorgt
werden. Erhielten im Jahr 2000 etwa 17 Millionen Personen diese staatliche
Unterstützung, so waren es Anfang 2013 knapp 48 Millionen US-Amerikaner.
Ein Viertel der US-Kids erhalten Lebensmittelmarken.
Die Marken können u.a. für
Soft Drinks eingelöst werden. Der US-Ökonom Maximilian Schmeiser zeigte
auf, dass die Teilnahme an diesem Programm dazu führt, dass sich der Body
Mass Index pro Jahr und Teilnehmer um 1,6 Punkte erhöht. Je länger die
Arbeits-platzmalaise andauert, desto abhängiger werden Teile der
US-Bevölkerung von diesen Programmen.
Die US-Arbeitslosenquote
verharrt auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Sie beträgt offiziell
7,9%. Zählt man die entmutigten Personen hinzu und diejenigen, die
unfreiwillig Teilzeit arbeiten, also gern Vollzeit arbeiten würden, dann
erhöht sich die US-Arbeitslosenquote auf 14,4%. In absoluten Zahlen sind
dies 19 Millionen Arbeitslose.
134 Millionen Beschäftigte
werden in den USA gezählt. Von denen arbeiten 22 Millionen (etwa 16%) im
öffentlichen Dienst. Dort wurden jahrzehntelang - Schritt haltend mit dem
Bevölkerungswachstum - Arbeitsplätze aufgebaut. Seit dem Jahr 2010 gilt
das nicht mehr. Etwa eine Million Arbeitsplätze gingen seither verloren
(folgender Chart).
Wir gehen davon aus, dass der
öffentliche Dienst weiteren Schrumpfungsprozessen unterliegen wird. Ein
Impuls für den US-Arbeitsmarkt aus dieser Richtung ist für die kommenden
Jahre kaum vorstellbar.
Nur noch 13,8% der
US-Arbeitskräfte sind im sekundären Sektor (in der Güterproduktion)
beschäftigt. Und dies trotz äußerst wettbewerbsfähiger Energiepreise.
Um den Hausbau kümmerten sich
in Spitzenzeiten (2006) etwa 1 Million Bauarbeiter.
Jetzt sind es noch knapp
600.000. Dies entspricht etwa die Zahl der Mitarbeiter bei McDonalds USA.
Mit der Förderung von Öl- und
Gas sind noch weniger Menschen befasst - etwa 200.000. Von diesem Segment
können - trotz Öl-und Gas-Boom - kaum nennenswerte Arbeitsmarktimpulse
ausgehen.
Fazit: Seit der
Jahrhundertwende befindet sich der US-Arbeitsmarkt in einer strukturellen
Krise. Die Bevölkerung wächst weiter deutlich - auch in die Breite, ohne
das Arbeitsplätze entstehen. Der Staat, der normalerweise Arbeitsplätze am
mittleren und unteren Rand der Verdienstskala zur Verfügung stellt, fällt
aufgrund der Schuldensituation als Motor aus. Die Hoffnung liegt in der
Wiederbelebung der Güterproduktion. Dafür müsste der Dollar weiter fallen.
Dies geschieht derzeit nicht. Niedrige Energiepreise allein machen ein
Land nicht zum "Must-have"-Standort.
Bleibt einmal mehr der
Dienstleistungssektor. Finanzdienstleistungsunternehmen treten weiterhin
auf die Bremse. Bleibt nur die Hoffnung, dass andere Branchen dieses
Sektors in den kommenden Jahren ausreichend Arbeitsplätze schaffen. Wir
nehmen an, dass eine solche Herausforderung ohne einen deutlich fallenden
US-Dollar nicht zu bewerkstelligen sein wird. Antizipieren Sie die
Entwicklung der Finanzmärkte mit Hilfe unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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