Wellenreiter-Kolumne vom 17. April 2013
Rohstoff-Superzyklus am Ende?
Umfragen unter Fonds-Managern bieten im Hinblick auf
Extrempositionierungen interessante Erkenntnisse. So auch die Daten der
globalen Fondsmanagerumfrage von BoA/Merrill Lynch. Im März 2013 hieß es: Es
herrschten die besten Liquiditätsbedingungen, die jemals vorlagen. Eine
solche Aussage ist bemerkenswert, herrschten doch auf dem Höhepunkt des
von 2003 bis 2007 laufenden Bullenmarktes nach dem Empfinden der
Marktteilnehmer ähnlich gute Liquiditätsbedingungen. Damals war es das
„Private Equity“, heute soll es die von den Zentralbanken zur Verfügung
gestellte Liquidität sein.
In der aktuellen (April-)Umfrage gab es interessante Erkenntnisse:
- Die Risikoreduzierung läuft. Allerdings sind noch 49% in Aktien
übergewichtet, so dass der Risikoabbau "mittendrin" ist.
- Rohstoffe werden von den Fonds-Managern „mit Füßen getreten". Für diese
Anlagenklasse liegt die niedrigste Positionierung seit Januar 2009 vor.
Auch bei den Energieaktien (niedrigste historische Positionierung) und
Rohstoffaktien (niedrigste Positionierung seit Januar 2009) sind aus dem
Contrarian-Ansatz heraus Bodenbildungen zu erwarten.
- Der Chinaoptimismus ist stark gefallen. Er notiert auf dem Niveau vom
Oktober 2012.
- 100% der regionalen Fondsmanager erwarten eine Verbesserung der
Wirtschaft in Japan. Wo bleibt dort weiteres positives
Überraschungspotential?
- Die Übergewichtung im US-Aktienmarkt und in USD-Anlagen notiert auf dem
höchsten Niveau der Geschichte dieser Umfrage. Wer soll noch US-Aktien
kaufen, wenn alle bereits gekauft haben?
Die Frage nach dem Ende des Rohstoff-Superzyklus wollen wir auf unsere Art
und Weise zu beantworten versuchen: Wir werfen einen Blick auf unsere
Langfristcharts und Blasenverlaufsmuster.
Vergleicht man die Entwicklung des Goldpreises nach 1980 (Platzen der
Blase) mit derjenigen des Dow Jones Index nach dem Crash des Jahres 1929,
so sind die Parallelen unübersehbar. Für Gold wurde durch den Dow Verlauf
genauso ein Abverkauf in 2008 vorhergesagt als auch der aktuelle Rückgang.
Damals wurde die Panik im Dow aus dem Mai 1962 im Oktober (Kuba-Krise)
nochmals zurückgetestet. Dann aber setzte eine längere Aufwärtsbewegung
ein.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen - positiven - Szenarios
hängt in erster Linie von einer Stabilisierung des Rohstoffmarktes ab.
Hier wiederum spielt China die entscheidende Rolle. Denn ohne die
zusätzliche Nachfrage Chinas wäre eine Rohstoffhausse nicht oder nur in
geringerem Maße erfolgt. Ein charttechnisches Setup für eine positive
Bewegung des Shanghai Composite Index wäre dann vorhanden, wenn der Index
die Bodenformation mit Hilfe einer Tasse-Henkel-Formation vollenden würde
(siehe Pfeil folgender Chart).
Die positive Korrelation zwischen dem Shanghai Composite Index und dem
Kupferpreis wird durch den folgenden Chart erkennbar.
Halten wir fest, dass eine Erholung des Shanghai Composite Index ein Indiz dafür
wäre, dass ein Ende des Rohstoff-Superzyklus noch nicht in Sichtweite ist.
Noch ein Wort zu der Goldpanik Anfang vergangener Woche. Man beachte die
Panik im größten Gold-ETF (SPDR) am 15. April (siehe grünen Pfeil
folgender Chart).
Das
Handelsvolumen
erreichte ein höheres Niveau als bei der Ausbildung des Hochpunktes
Ende August 2011 (roter Pfeil obiger Chart).
Paniken werden üblicherweise zurückgetestet. Dies kann Wochen, manchmal
auch Monate dauern. Man denke an die Panik im Dow Jones Index im August
2011.
Der August-Abverkauf erfolgte mit hohem Volumen. Der Rücktest Anfang
Oktober brachte höhere Angstwerte, aber ein geringeres Volumen. Wir
erwarten, dass der Goldpreis sein Tief ebenfalls nochmals testet. Wir
gehen von einem erfolgreichen Test innerhalb der kommenden Wochen –
möglicherweise auch Monate - aus.
Die nachwachsenden Rohstoffe dürften aufgrund ihrer Muster zu den
Anführern einer Rohstoffpreis-Erholung zählen. Man achte jetzt auf Kaffee.
Dort vollzieht sich möglicherweise die Endphase der Bodenbildung in Form
der Ausprägung einer W-Formation. In einem schwachen Rohstoffumfeld sind
solche Ansätze in jüngerer Vergangenheit häufig gescheitert. Aber man
sollte diesen Versuch der Bodenbildung in Kaffee durchaus beachten.
Fazit: Die Entwicklung des Rohstoff-Zyklus ist eng mit der
wirtschaftlichen Entwicklung Chinas bzw. der Bewegung des Shanghai
Composite Index verbunden. Der Shanghai Composite Index befindet sich
bereits seit dem Jahr 2007 in einer Baisse. Ein erster Comebackversuch
endete im Jahr 2009 - mit einem jetzt noch gültigen Verlaufshoch –
kläglich. Sollte sich jetzt eine Tasse-Henkel-Formation ausbilden können,
so sollte der Rohstoffsektor die seit zwei Jahren laufende sekundäre
Baisse beenden. Auch die Fondsmanager-Umfrage spricht für ein Ende der
Rohstoff-Abwärtsbewegung in den kommenden Wochen. Der Goldpreis sollte
nochmals zurückgetestet werden. Wir gehen von einem erfolgreichen Test
aus. Anschließend sollte der Goldpreis seinen Anstieg bis zum Jahr 2016
fortsetzen.
Testen Sie unsere handelstägliche Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter
www.wellenreiter-invest.de
|