Wellenreiter-Kolumne vom 23. Mai 2013
DAX an Widerständen
Der Kurs-DAX zeichnet sich durch eine Verengung im langfristigen Chartbild
aus. Jüngst markierte der Kurs-DAX bei 4.542 Punkten ein Verlaufshoch. Die
obere Linie des nachfolgend dargestellten Dreiecksmusters verläuft bei
etwa 4.600 Punkten. Man kann - im langfristigen Bild - von einem
Erreichen dieser Widerstandsmarke sprechen.
Der von Medien und Deutscher Börse AG stärker propagierte Performance-DAX
zeigt sich in einer ähnlichen Formation. Diese ist lediglich „nach oben
gebogen“.
Im Performance-DAX werden Ausschüttungen berücksichtigt, während der
Kurs-DAX - wie international üblich - das reine Preisbild darstellt.
Weder der Kurs-DAX noch der französische Leitindex CAC-40 haben das
Verlaufshoch aus dem Frühjahr 2011 nachhaltig überschritten. Die
Leitindizes Spaniens und Italien bleiben schwach, obwohl sich der
Zinsspread zwischen Bundesanleihen und Peripherieanleihen jüngst
verringerte. Der US-Notenbanker James Bullard zeichnete in Frankfurt das
Bild einer europäischen Volkswirtschaft, die immer näher an die
sogenannten japanischen Verhältnisse heranrücke. Damit sind niedrige
Zinsen bei einer Inflationsrate um oder knapp unter null Prozent gemeint.
Die EU und die EZB, so Bullard, würden zu wenig tun, um ein solches
Szenario zu vermeiden. Erstaunlich sind diese Worte schon, denn die FED
hält sich üblicherweise zurück, wenn es darum geht, der EZB öffentlich
Ratschläge zu erteilen.
Die allgemein in Euroland sinkenden Zinsen wären demnach nicht ein Zeichen
der Normalisierung, sondern ein Ausdruck deflationärer Tendenzen. So kann
man es sehen. Einige Volkswirtschaften wie diejenigen Griechenlands,
Portugals oder Spaniens sollten „zurückschnappen“, weil die
Abwärtsbewegung des BIP überdehnt ist. Aber dann? Nachhaltige
Wachstumsimpulse sind angesichts der demografisch unvorteilhaften
Entwicklung kaum zu erwarten. Was nutzt es Europa, wenn Einwanderer aus
demographisch mit Problemen behafteten Nationen wie Italien, Spanien oder
Polen nach Deutschland übersiedeln. Die europäische Demographie verbessert
sich dadurch nicht. Das Festhalten an den Sparbemühungen verstärkt den
negativen Wachstumseffekt.
In Japan läuft die Welle der Baby-Boomer im Vergleich zu Europa zehn Jahre
früher durch. Was dort 1990 begann, startete bei uns im Jahr 2000. Und was
im Jahr 2013 in Japan möglicherweise endet (eine 23jährige
Deflationsphase), könnte bei uns bis zum Jahr 2023 andauern.
Fazit: Wir rechnen damit, dass sich die seit März 2009 laufende
Aufwärtsbewegung im DAX abflacht und in eine Phase der Topbildung
übergeht. Diese dürfte sich über den Sommer 2013 hinziehen. Wir rechnen
mit einer Stärkung der deflationären Tendenzen.
Testen Sie unsere handelstägliche Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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