Wellenreiter-Kolumne vom 26. Oktober 2013
Chinas Wirtschaft mit Problemen
Betrachtet man die Rangfolge der internationalen Leitindizes in diesem
Jahr, so fällt auf, dass der Shanghai Composite Index zu den schwächeren
Märkten im Jahr 2013 gehört. Mit einem Jahresminus von 6 Prozent belegt
der chinesische Leitindex auf unserer Liste einen Platz am hinteren Ende.
Seit dem Hochpunkt im Jahr 2007 und einem halbgaren Comeback im Jahr 2009
geht dem Shanghai Composite Index die Luft aus (folgender Chart).
Die Zinsstrukturkurve wird flacher. Die Rendite 2jähriger chinesischer
Staatsanleihen (3,82%) befindet sich lediglich 34 Basispunkte unterhalb
der Rendite 10jähriger chinesischer Staatsanleihen (4,16%). Sollte die
2jährige Rendite auf ein höheres Niveau steigen als die 10jährige Rendite,
so läge eine inverse Zinsstrukturkurve vor. Eine solches Abtauchen unter
die Null-Linie wird derzeit knapp vermieden (folgender Chart).
Eine inverse Zinsstrukturkurve wird gemeinhin als Vorbote einer Rezession
gewertet.
Tatsächlich kann man darüber streiten, ob nicht bereits eine inverse
Zinsstruktur vorliegt. Der Ein-Monats-Shibor stieg innerhalb der letzten
Tage von 4 auf 6 Prozent. Dies ist er stärkste Anstieg seit dem Frühjahr
dieses Jahres, als der Ein-Monats-Shibor für kurze Zeit die
10-Prozent-Marke anlief. Der Shibor ist der Referenzsatz, zu denen sich
Banken im Interbankengeschäft gegenseitig Geld leihen. Möglicherweise
stört sich die PBoC (chinesische Zentralbank) an den deutlich anziehenden
Immobilienpreisen und der im September gestiegenen, bei 3,1% liegenden
Inflationsrate. Denn sonst würde sie Geld injizieren, um den Shibor
niedrig zu halten. China hat – wie aktuelle Zahlen zeigen – Probleme mit
dem Exportgeschäft. Die deutliche Aufwertung des Renminbi gegenüber dem
japanischen Yen zwischen September 2012 und Mai 2013 beginnt sich in den
Exportzahlen niederzuschlagen. Denn letztendlich muss das, was Japan mehr
exportiert, irgendwo anders ein weniger bedeuten, wenn die Weltwirtschaft
– wie aktuell - nur schwach wächst.
Die Schwäche Chinas hat Auswirkungen auf wichtige Rohstoffe wie Kupfer und
Öl.
Zu den besten Zeiten vor dem Jahr 2007 hat China mehr als die Hälfte des
gesamten neu gewonnenen Kupfers verbraucht. Mit dem fallenden chinesischen
Leitindex leidet auch der Kupferpreis. Der chinesische Ölverbrauch dürfte
in 2013 vergleichsweise schwach wachsen. Man erwartet für das Gesamtjahr
eine Zuwachsrate zwischen drei und vier Prozent, nachdem im ersten
Halbjahr ein – unüblicher - Rückgang verzeichnet wurde.
Fazit: China schrammt an Periode wirtschaftlicher Schwäche entlang. Die
chinesische Zentralbank dürfte sich darüber im Klaren sein, dass ein zu
starkes Anziehen der – von ihr kontrollierten - kurzfristigen Zinsen die
chinesische Wirtschaft in eine Abwärtsspirale schicken könnte. Die
Turbulenzen im Frühjahr dürften ein Vorbote gewesen sein für eine Schwäche
Chinas, die sich 2014 zu einem größeren Thema auswachsen könnte.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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