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Panik im Sabbatjahr
Der Donnerstag und Freitag brachte extreme Bewegungen an den Aktienmärkten. Der eine oder andere vermutet einen externen Eingriff („Manipulation“). Ein Übergang von einer extrem engen Ruhephase zu einer Trendphase kann nicht stattfinden, ohne dass gehobelt wird und Späne fallen. Die Tür ist in solchen Situationen zu eng. Alles will gleichzeitig hindurch. Jeder Fonds-Manager hat gesehen, in welche Richtung es ging. Raus oder Absicherungen aufbauen war das Gebot der Stunde. Martin Armstrong hatte einen Crash für den 1. Oktober auf der Rechnung. Der Markt präsentiert ihn uns sechs Wochen früher.
Der Bruch der Unterstützung im marktbreiten NYSE Composite Index (obiger Chart) ergab am Donnerstag ein charttechnisch sauberes Short-Signal allererster Güte.
Hinzu kam der Umstand, dass die Verfallswoche völlig anders verlief, als viele es erwartet hatten. Derart extreme Bewegungen kurz vor oder am Verfallstag (Freitag) bereiten extreme Kopfschmerzen. Das gewohnte „Festnageln“ der Kurse dort, wo man maximal Longs und Shorts schädigt, entfällt. Hier haben ganz klar die Long-Positionen verloren.
Diese Entwicklungen beinhalten eine Eigendynamik, die sowohl das hohe Volumen als auch den crashartigen Fall der Märkte ausreichend erklärt. Das August-Verfallstags-Volumen liegt an der NYSE üblicherweise bei 700 bis 800 Mio. gehandelte Aktien. Am Freitag waren es 1,3 Milliarden.
In unserem Jahresausblick 2015 formulierten wir: „Mitte Juli sehen wir ein wichtiges Aktienmarkthoch. Von dort aus sollten die Märkte bis in den Oktober, wahrscheinlich aber sogar bis in den November hinein korrigieren.“ Wir machten diese Aussage am US-Präsidentschaftszyklus fest sowie an dem Umstand, dass sich US-Präsident Obama in seiner zweiten Amtszeit befindet. Tatsächlich markierten S&P 500, S&P 100 und Nasdaq 100 ihre Hochpunkte am 20. Juli.
Das Sabbatjahr 2014/15 schlägt zu. Wir erläuterten die Zusammenhänge in unserer Wellenreiter-Kolumne vom 28. Dezember 2014. Sabbatjahre sind feststehende Bestandteile des jüdischen Kalenders, die – mit fixen Daten – alle sieben Jahre begangen werden. Noch heute halten sich orthodoxe Juden an das Sabbatjahr. In Analogie zum Sabbat als Ruhetag (siebter Tag der Woche) bezeichnet das Sabbatjahr das Jahr, in dem die Bewirtschaftung des Ackerlandes ruhen soll. Für den Autor des Buches „The Mystery of the Shemitah“, Jonathan Cahn, werden in Sabbatjahren die Unebenheiten im Finanzsystem bereinigt.
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Finanzmärkte in den Jahren 2008, 2001, (1994 mit Abstrichen) und 1987 erhebliche Bocksprünge vollzogen. Daraus ergibt sich ein Sieben-Jahres-Zyklus oder eben der Zyklus der Sabbatjahre. Das aktuelle Sabbatjahr begann am 25. September 2014; es endet am 13. September 2015.
Bis wohin könnten die Märkte in einer schnellen Bewegung fallen? Hier greift das Konzept der langfristigen gleitenden Durchschnitte. Sowohl 1929 als auch 1987 und 2011 stoppte der Dow Jones Index auf seinem 4-Jahres-GD.
Dieser gleitende Durchschnitt umfasst 1.000 Handelstage. Aktuell verläuft dieser GD im Dow Jones Index bei 15.115 Punkten. Das Erreichen dieser Unterstützung würde einen Verlust im Dow von weiteren 8 Prozent bedeuten.
Wir nehmen an, dass sich die Panik am Montag fortsetzt. Ab Dienstag sollte sich ein Bounce-Versuch ergeben. Dieser sollte eine kurzfristige Erleichterung mit sich bringen.
Bullishe Träume dürften vorerst zerstoben sein. Denn die Ausbildung einer Bodenformation nach einer Panik erfordert Zeit. Die Volatilität dürfte in den kommenden Wochen vergleichsweise hoch bleiben. Zudem erwarten wir ein „Nachschwingen“ des - zunächst in China ausgelösten und jetzt auf den US-Markt übergesprungenen - Finanzbebens bis in das kommende Jahr, Zwischenerholungen nicht ausgeschlossen.
Das laufende Sabbatjahr (25. September 2014 bis 13. September 2015) möchte in der Phalanx schwieriger Sabbatjahre offenbar nicht ins Hintertreffen geraten. Tatsächlich könnten die Aktienmärkte um den 13. September herum – dieser Tag ist ein Sonntag – nochmals eine negative Phase haben. Zum Ende der Sabbatjahre 2001 und 2008 kam es so.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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